Shadowrun

09.12.2019: Tür 9

Location: "Haus des Weihnachtsmanns"

Haus des Weihnachtsmanns

Santa Claus beschenkt die Kleinen – ab 1. Dezember im Sternkaufhaus Oberhausen

Im Lichtglanz der Festtage wird auf dem Weihnachtsmarkt im Atrium des neuen Einkaufserlebnisses das volle Programm gefahren, so darf ein Weihnachtsmann mit freudigen Gehilfen und endloser Geduld für die Wünsche der Kleinen nicht fehlen. Sein kleines Reich, mitsamt Rentier-Streichelzoo und einer täglich frischen Ladung Kunstschnee, wird permanent von einer Schlange quengeliger Kinder und gestresster Eltern belagert. Der Mikrokosmos im Minikosmos, sozusagen. Shadowrunner haben vermutlich weniger den Wunsch, sich auf den Schoß des dicken Mannes zu setzen. Für einen Job auf dem Weihnachtsmarkt bieten sich jedoch eine Menge Sicherheitslücken und ähnliche Chancen, die sich geschickt zum eigenen Vorteil nutzen lassen.

Das Umfeld

Das Sternkaufhaus und der darin befindliche Weihnachtsmarkt sind zur Adventszeit gut besucht. Damit Santa und die dahinter geschaltete Animation ihre maximale Wirkung entfalten können, wurde alles auf einer Bühne in etwa einem halben Meter Höhe gebaut, einen weiteren halben Meter höher befindet sich das Podest mit Santa selbst: So lässt sich von den meisten Standpunkten im Atrium der prunkvoll geschmückte Weihnachtsbaum mit dem schweren Ohrensessel gut erkennen. Im Hintergrund läuft mit bewusst vermiedener Regelmäßigkeit immer wieder das hypnotische „Ho, Ho, Ho“, gerade noch im Spektrum des Hörbaren. Aufmerksame Zuhörer können feststellen, dass die fröhliche Stimmung und Lautstärke des Lachens in etwa einem Meter über den Bodenhöhe deutlicher zu vernehmen ist. Auf diesem Niveau ist auch eine beständige Melodie hörbar, die in der Nähe von Santas Ecke lauter wird, auch auf der Höhe von den Ohren Erwachsener (von Zwergen einmal abgesehen). Ebenso richtet sich die überall im Kaufhaus verteilte AR-Werbung für einen Besuch beim Weihnachtsmann deutlich an die jüngere Kundschaft und streift häufig nur die Wahrnehmungsebene von größeren Metamenschen.

Um sich für einen Besuch bei Santa anzustellen, ist selbstverständlich eine Wegführung durch den Weihnachtsmarkt vorgesehen. Der Ausgang aus dem Stand wurde ähnlich angelegt und schleust einen weiter, sodass möglichst viele Stände die Laufkundschaft abgreifen können. Da sich bereits früh eine Schlange vor dem hell erleuchteten Tor zu dem kleinen Reich bildet, liegt die Wartedauer meist zwischen 30 Minuten vormittags und anderthalb Stunden nach Schulschluss oder am Wochenende. In zwei Reihen vor dem Stand werden die Wartenden bereits mit einer intensiven Werbung beschallt, die dicht genug ist, um als eigene Spam-Zone zu gelten. Die vordere Front der Bühne wurde mit einer halbdurchsichtigen und animierten Weihnachtskulisse versehen, so dass von der Warteschlange aus bereits das bunte und reichhaltig geschmückte Innere von Santas Reich einsichtig ist und den Geduldsfaden der jüngeren Kinder bis ans Äußerste strapaziert. Angestellte des Stands können einen Zugang auf der Rückseite der Bühne nutzen. Die Tür wird allerdings von der Kaufhaussicherheit überwacht: Wer ohne Kostüm hineintritt, macht sich sofort verdächtig.

Drinnen

Die schmucke Überschrift zum Haus des Weihnachtsmanns wurde wie aus dem Bilderbuch mit einer künstlichen Schneehaube verziert und aus tiefroten Lettern gestaltet. Das war es aber auch schon mit traditionellem Dekor. Sobald man den kurzen Eingangstunnel betritt, laufen auf den großen Trideo-Schirmen die Trailer für das aktuelle Weihnachtsprogramm der DeMeKo, auf illuminierten Podesten finden sich Ausstellungsstücke der neuesten Spielzeuge, Konsolen und angesagtesten Modelabels, Trendguides oder Technikgimmicks. Die Sinnesreizbelastung stößt an die Schmerzgrenze, daher betört der Eintritt in die Winter-Wunderlandschaft dahinter umso mehr.

Trotz der ausgelassenen Schreie der aufgedrehten Kids und den mahnenden Zurechtweisungen ihrer Eltern tobt hier die pure weihnachtliche Vorfreude. Direkt hinter dem Eingangstunnel steht man vor einem winzigen Gatter mit den streichelbaren Rentier darin, dessen Stresslevel nur dank medikamentöser Dauerbedröhnung niedrig gehalten wird. Fachleute könnten bei dem Anblick ins Grübeln geraten: die drei Rentiere weisen anatomische Ähnlichkeiten mit Eseln auf, denen ein Geweih implantiert wurde.

Die Warteschlange wird in S-Linien um weitere Ausstellungsware und Sitzecken geführt, an denen die Kinder zum Ausprobieren und Spielen animiert werden. Der Stand verlässt sich größtenteils auf die sehr aufdringliche AR-Unterstützung, einige wenige Angestellte in Kostümen versuchen jedoch, eine grobe Ordnung aufrecht zu erhalten und sind für die Pflege und Wartung der Kulisse und Ware zuständig. Ein grobschlächtiger Ork steht zu jeder Zeit am Fußende der Treppe zu dem höher gelegenen Bereich mit Santa in seinem Sessel. Er steckt in einem Knecht-Ruprecht-Kostüm und soll die Stimmung der Kleinen nochmal aufputschen, bevor sie den Weihnachtsmann treffen.

Nach dem Treffen werden die Besucher erneut durch einen Werbetunnel geschleust, dessen Intensität den Eingangsbereich nochmal um einiges übertrifft. Die hier laufenden Spots und Anzeigen sind dabei vollkommen auf die zuvor geäußerten Wünsche und das vorherige Verhalten der Besucher personalisiert und zeigen, wo im Kaufhaus sich Läden mit dem entsprechenden Angebot befinden.

Hinter den Kulissen

Santas Reich öffnet seine Pforten jeden Tag bis die Festzeit vorbei ist. Ab 8 Uhr morgens sitzt einer der Darsteller des Weihnachtsmanns in seinem Sessel und wird von seinem Kollegen um 16 Uhr abgelöst, der dann bis 22 Uhr vor Ort bleibt. Alle Angestellten des Stands arbeiten für einen Minimallohn, haben nahezu keine Pausenzeit und werden von dem Manager Gustav Jolsch herbe getriezt, damit sie keine Ermüdungserscheinungen zeigen und immer geradezu penetrant freundlich bleiben.

Jolsch selbst arbeitet nicht am Stand, er schaut aber mindestens alle zwei Stunden vorbei, um sich davon zu überzeugen, dass alles seine Richtigkeit hat. Der Hintereingang führt direkt zum Treppenaufgang mit Knecht Ruprecht, einen sichtgeschützten Bereich oder verborgene Räume bietet die Kulisse nicht. Der Kunstschnee, mit dem die Einrichtung täglich neu bedeckt wird, sowie die notwendigen Reinigungsgeräte (inklusive Schaufel und Vakuum-Containern für Köttel) und das Futter für die Rentiere befinden sich alle unterhalb von Santas erhöhtem Sitzbereich. Die wenigen Angestellten sind bei der hausinternen Sicherheit bekannt und müssen bereits verkleidet erscheinen. Durch die harten Arbeitsbedingungen kann man bei ihnen mit einer Spende schnell Sympathien gewinnen. Dabei sollte man vorsichtig vorgehen, da die Paranoia erwischt zu werden und die paar armseligen Kröten Einkommen zu verlieren, stark ausgeprägt ist. Es versteht sich von selbst, dass Jolsch zur Kontrolle einen großen Teil des Standinneren mit Videoüberwachung versehen hat, die einen Feed direkt an sein Kommlink sendet.